Einmal Großglockner und zurück, bitte!
Wir saßen wie üblich freitags bei Kaffee und Kuchen, oder war es doch Bier und Bratwurst, im Hauptquartier. Plötzlich machte Erhard den Vorschlag: „ Jungs, lasst uns nächstes Jahr zur Trecker WM fahren.“ Große Augen und eine verdutzte Stille waren die Folge. Diese Neuigkeit war nun das Gesprächsthema für diesen und auch folgende Freitage. Es wurden Pläne geschmiedet, Termine verschoben und winterfeste Klamotten gekauft, denn die Traktor WM fand auf dem Großglockner in Österreich statt; in 2407 Meter. Trotz des sommerlichen Termins am 12. – 14. September, kam es vor, dass bei vergangenen Weltmeisterschaften schon Schnee gelegen hatte. Der Tag der Anmeldung rückte immer näher. Sieben Schlepperfreunde und vier historische Trecker fanden sich schließlich auf der Startliste wieder. Erhard
, Dirk
, Bernhard
und Marita
waren die glücklichen Fahrer. Helmut
, Paul und ich
, der rasende Reporter, waren fürs Schieben und die gute Laune zuständig. Jetzt wurde es ernst. Es gab kein zurück mehr.
Alle Vorbereitungen liefen wie geschmiert. Zimmer wurden reserviert, Proviant eingekauft. Erhard besorgte einen Truck, natürlich von unserem Lieblingsgetränk, der mit 16 stabilen Ösenschrauben versehen wurde. An diesen wurden die Trecker mit je vier Spanngurten
fest verzurrt. Lanz
und Deutz auf der Zugmaschine, Allgaier
und M.A.N.
auf dem Anhänger. Am Do, 11. Sept. 2008 ging es um 4.00 Uhr los. Erhard, Dirk und Helmut bestiegen den LKW, Marita, Bernhard und ich den
Begleitwagen. Paul und seinen Sohn Norbert trafen wir vor Ort.
Kaum 12 Stunden später waren wir auch schon in Bruck, dort war unser Hotel und auch die Registration. Nach dem Abladen
stand direkt die persönliche Anmeldung auf dem Plan. Natürlich mit den Treckern. Es waren 750 historische Traktoren angemeldet, aus allen Herren Ländern wie z. B: Österreich, Schweiz, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien, Frankreich und Slowenien. Trotz, oder gerade wegen der bunten Mischung der Trecker, schaute uns jeder Passant hinterher. Wir waren allesamt stolz wie „Oskar“. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es am nächsten Tag zum Sammelplatz zur ersten Fahrerbesprechung. Dort wurde der Ablauf und weitere Einzelheiten bekannt gegeben. 750 historische Trecker
auf einem Haufen . Da lacht das Schlepperherz. Nach genauer Begutachtung der Konkurrenz und etlichen Fachgesprächen
ging es schließlich los. Die erste Etappe nach Fusch mit anschließenden Budenzauber
, Halli Galli und live Musik war an der Reihe. Für das leibliche Wohl wurde in Hülle und Fülle gesorgt. Echt lecker.
Samstag, der Renntag! Er begann in aller Frühe. Alle Fahrer fanden sich am Sammelplatz ein und bildeten einen Schleppererkorso bis zum eigentlichen Startpunkt. Der Mautstelle
des Großglockners. Ab diesem Punkt ging es um jede Sekunde. Die Straße wurde extra für uns gesperrt, wir hatten also keinen Gegenverkehr. Überholen in dritter Reihe
, absolut cool. Wir fuhren Serpentinen
und Steigungen bis 10,2%
hinauf. Vorbei an langsamen und liegen gebliebenen
Treckern. Immer auf der Hut nicht von der Fahrbahn abzukommen und in die Tiefe zu stürzen. Eine Herausforderung an Mensch und Maschine. Dank Maritas Bleifußes haben wir etliche Trecker überholt. Auch Bernhard
, dann Erhard
und zum Schluss Dirk
. Ein hartes Stück Arbeit. Endlich, nach 43,24 Minuten und auf 2407 Meter, am Fuschertörl
, wo die Luft schon dünner war, überquerten wir die Ziellinie
. Oben angekommen
,
nahmen wir die ganzen Gratulationen entgegen und spendeten selber für die eintreffenden Trecker Beifall. Die Aussicht
hier oben war herrlich
und das Wetter bis dahin bombig . Pünktlich zum Abstieg fing es an zu regnen
, was uns überhaupt nicht störte. Wir waren ja gut gerüstet. Die Abfahrt
war dann nur noch eine Kleinigkeit. Die Weltmeister wurden am Abend gebührend und ausgiebig gefeiert
. Übrigens: Weltmeister wurde nicht der Schnellste, sondern derjenige, der am nächsten der Durchschnittszeit seiner Klasse war. Die Klassen waren nach Baujahr der Traktoren eingeteilt.
Am Sonntag machten wir noch eine Rundfahrt um den Zeller See . Heftiges Knattern und Dieselgeruch
lag in der Luft. Jeder Traktor, der uns entgegen kam, wurde per Handzeichen
und breitem Grinsen begrüßt. Man ist eben doch eine große Familie. Im Auf- und verladen hatten wir nun Routine und am Montag fuhren wir wieder gen Heimat.
Diese Reise zur 7. Oldtimer Traktor WM war ein riesen Gaudi. Sie sorgt immer noch für genug Gesprächsstoff und wird bei allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben. Und wer weiß, vielleicht erhören wir das Rufen des Berges auch noch ein zweites mal.